Die Aktivität der Talgdrüsen wird durch ein komplexes Netzwerk hormoneller Signale, Wachstumsfaktoren und neuropeptider Wechselwirkungen reguliert. Dabei stehen insbesondere die Androgene im Zentrum dieser Regulation, allen voran die 5α-Dihydrotestosteron (5α-DHT), die mithilfe des Isoenzyms 5α-Reduktase Typ I aus Testosteron gebildet wird. Mit ihrer hohen Affinität zum Androgenrezeptor in den Talgdrüsen aktiviert 5α-DHT diesen Rezeptor und fördert die Proliferation der Sebozyten. Im Gegensatz dazu üben Östrogene einen hemmenden Einfluss auf die Aktivität der Talgdrüsen und die Sebumsynthese aus und wirken so als Gegengewicht zu den androgenen Effekten.
Parallel zu den Sexualhormonen beeinflussen bestimmte Wachstumsfaktoren die Physiologie der Talgdrüsen. Das Wachstumshormon GH und der insulinähnliche Wachstumsfaktor IGF-I sind insbesondere beteiligt, wie der Anstieg der Talgsekretion während der Pubertät zeigt, in der GH und IGF-I ihre maximalen Plasmaspiegel erreichen. IGF-I stimuliert direkt die Lipogenese der Sebozyten indem es den Transkriptionsfaktor SREBP-1 aktiviert, einen Regulator der Gene, die an der Fettsäuresynthese beteiligt sind. Diese Aktivierung erfolgt über die Signalwege PI3K/Akt und MAPK/ERK. Korrelationen wurden zwischen den IGF-I-Spiegeln und dem Schweregrad der Akne sowie mit den Plasmaspiegeln von 5α-DHT und DHEAS festgestellt, was die Verknüpfung zwischen Lipidstoffwechsel, Androgenen und IGF-I-Signalisierung verdeutlicht.
Ein weiterer bemerkenswerter Akteur ist der Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor 2b (FGFR-2b), dessen Expression durch Androgene moduliert wird und der an der Keratinozytenproliferation beteiligt ist. In bestimmten Pathologien wie dem akneiformen Nävus, einer Fehlbildung, die durch epidermale Hyperplasie gekennzeichnet ist, führen aktivierende Mutationen von FGFR-2b zu einer Hyperaktivität der Talgdrüsen und zu einer Veränderung des pilosebaceösen Follikels. Experimentelle Modelle haben gezeigt, dass die postnatale Deletion von FGFR-2b eine vollständige Atrophie der Talgdrüsen zur Folge hat, was seine strukturelle Funktion bestätigt.
Die Regulation der Talgdrüsen beschränkt sich nicht nur auf Hormone und Wachstumsfaktoren. Mikro-RNAs, kurze nicht-kodierende Sequenzen von etwa 21 Nukleotiden, liefern eine zusätzliche Kontrollstufe durch Modulation der Genexpression nach der Transkription. Einige Mikro-RNAs, wie miR-574-3p, das den nukleären Rezeptor RXRα anvisiert, können bei Überexpression die Lipidsynthese deutlich erhöhen. Andere, die an Tumorerkrankungen der Talgdrüsen beteiligt sind, beeinflussen sowohl die NF-κB-, PTEN- als auch die TGF-β-Signalwege und wirken so auf Zellproliferation und -transformation ein.
Schließlich ist die Talgdrüse trotz ihrer reichhaltigen Vaskularisation, die ihren hohen Bedarf an Nährstoffen und Lipidvorstufen deckt, in Bezug auf ihre Innervation noch unzureichend charakterisiert. Nervenfasernetze umgeben den Haarfollikel und verlaufen in unmittelbarer Nähe zur Drüse, doch das direkte Eindringen von Nervenfasern in diese bleibt umstritten. Die Existenz von Rezeptoren für verschiedene Neuropeptide – wie CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon), α-MSH oder β-Endorphin – deutet jedoch auf eine bedeutende Sensitivität gegenüber neuroendokrinen Signalen. Beispielsweise moduliert das vom Hypothalamus zirkadian freigesetzte CRH die Ausschüttung von ACTH und POMC-abgeleiteten Peptiden, die direkt die Proliferation und Differenzierung der Talgdrüsen beeinflussen können.
Die Physiologie der Talgdrüsen beruht somit auf einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Hormonsignalen, Wachstumsfaktoren, posttranskriptioneller Regulation und neuropeptidalen Antworten, die jeweils zur Anpassung der Zellproliferation und der Sebumproduktion beitragen.