Die Lebensmittelallergien gegen pflanzliche Öle beruhen nahezu ausschließlich auf dem Vorhandensein restlicher allergener Proteine, die aus ölhaltigen Samen oder Früchten stammen. Bei der Raffination wird der Großteil dieser Proteine entfernt, doch können winzige Spuren gelegentlich verbleiben, insbesondere in den teilweise raffinierten oder kaltgepressten Ölen. Diese Spuren können ausreichen, um bei einigen Personen eine Immunreaktion auszulösen.
Auf immunologischer Ebene wird eine Lebensmittelallergie definiert als eine Reaktion des Immunsystems auf ein fremdes Protein. Beim ersten Kontakt reagiert der Körper nicht sofort: Er wird sensibilisiert und produziert spezifische IgE-Antikörper gegen das Allergen. Bei einer erneuten Exposition erkennen diese IgE das verantwortliche Protein und lösen eine schnelle Entzündungskaskade aus: Freisetzung von Histamin, Vasodilatation, Ödem, Juckreiz und sogar schwere systemische Reaktionen wie Anaphylaxie oder Quincke-Ödem. Auch wenn raffinierte Öle im Allgemeinen als unbedenklich gelten, besteht theoretisch weiterhin ein Risiko für besonders empfindliche Personen, selbst wenn das Öl auf die Haut aufgetragen wird.
Bis heute sind die wissenschaftlichen Belege für eine direkte Korrelation zwischen einer Nahrungsmittelallergie und einer kutanen Reaktion auf dasselbe pflanzliche Öl noch begrenzt.
In den meisten Fällen können Personen mit einer Nahrungsmittelallergie gegen ein pflanzliches Öl dieses anwenden ohne allergische Reaktion bei topischer Anwendung, insbesondere wenn das Öl stark raffiniert ist. Denn die Anwendung auf der Haut führt zu deutlich niedrigeren Mengen an allergenen Proteinen als bei oraler Aufnahme, die häufig nicht ausreichen, um eine systemische Immunreaktion auszulösen.
Vorsicht ist jedoch geboten, da die medizinische Fachliteratur einige Einzelfälle beschreibt, die darauf hindeuten, dass eine Kreuzsensibilisierung zwischen dem gastrointestinalen und dem kutanen Weg möglich ist. Beispielsweise entwickelte ein 33-jähriger Patient generalisierte Urtikaria nach dem Verzehr von Sesam enthaltender Speisen, aber auch bei Hautkontakt mit einem Lippenstift und einer Feuchtigkeitscreme, die Sesam-Öl. Ein weiterer Fall betraf einen 30-jährigen Mann, der nach dem Konsum von Hamburgern mit Sesam wiederholt unter Urtikaria litt. Anschließend entwickelte dieser Patient eine sofortige Kontakturtikaria bei der Anwendung eines Kosmetiköls, das ebenfalls Sesamöl enthielt. Diese Beobachtungen, wenn auch selten, zeigen, dass eine kutane Exposition gegenüber Spuren residueller Allergene in einigen Fällen eine Reaktion auslösen kann.
So ist eine Verbindung zwischen Nahrungsmittelallergien und kosmetischen Allergien bei pflanzlichen Ölen zwar denkbar, bleibt in der Praxis jedoch relativ selten. Nichtsdestoweniger empfehlen wir Ihnen aus Vorsichtsgründen, vor jeder Anwendung Ihren behandelnden Arzt zu konsultieren und vorab einen Hauttest durchführen auf einer kleinen Hautstelle. Dieser einfache Schritt ermöglicht es, die individuelle Verträglichkeit zu überprüfen und jede generalisierte Reaktion zu verhindern.