Sonnenschutzcremes sind Teil des präventiven Arsenals gegen Hautkrebs. Dennoch hält sich die Vorstellung: Mit der Zeit würden diese Produkte selbst krebserregend. Woher stammt dieser Glaube? Ist er begründet? Wir helfen, Fakten von Mythen zu trennen.

Werden Sonnencremes im Laufe der Zeit krebserregend?
- Besteht im Laufe der Zeit ein karzinogenes Risiko durch Sonnencremes?
- Enthalten Sonnencremes krebserregende Inhaltsstoffe?
- Quellen
1 500 000
Fälle von Hautkrebs wurden weltweit im Jahr 2020 diagnostiziert.
> 120.000
Todesfälle weltweit durch Hautkrebs im Jahr 2020.
≈ 80 %
Hautkrebserkrankungen sind auf eine übermäßige Sonnenexposition zurückzuführen.
Besteht im Laufe der Zeit ein karzinogenes Risiko durch Sonnencremes?
Sonnenschutzcremes gelten als eines der wirksamsten Mittel, um die Haut vor den schädlichen Auswirkungen von Sonnenstrahlen zu schützen. Diese verursachen verschiedene Zellschäden, darunter DNA-Mutationen, Veränderungen der Strukturproteine wie Kollagen und Elastin sowie Hautentzündungen. Im Laufe der Zeit beschleunigen diese Veränderungen die Hautalterung, und erhöhen das Risiko für Hautkrebs. Angesichts dieser Gefahr empfehlen Gesundheitsbehörden, direkte Sonnenexposition während langer Zeiträume zu vermeiden, besonders zwischen 11 und 16 Uhr, langärmlige Kleidung zu tragen undein Sonnenschutzmittel mit hohem LSF. Trotz dieser Vorteile bestehen weiterhin Bedenken, da vermutet wird, dass Sonnenschutzmittel langfristig krebserregend sein könnten.
Aktuelle wissenschaftliche Daten belegen nicht, dass die Verwendung von Sonnenschutzcremes das Risiko für Hautkrebs erhöht, im Gegenteil.
Tatsächlich fasste eine 2014 veröffentlichte Meta-Analyse die Ergebnisse von 21 Studien mit 7.150 Fällen von malignem Melanom zusammen. Mithilfe einer Regressionsanalyse konnten Forschende zeigen, dass die Anwendung von Sonnenschutzmitteln das Risiko für Melanome nicht erhöht, auch nicht bei langfristiger Anwendung. Die Studien weisen stattdessen auf einen signifikanten Schutzeffekt von Sonnenschutzcremes gegen Hautkrebs. Einer der überzeugendsten Belege stammt aus einer randomisierten kontrollierten Studie in Australien. Über 4,5 Jahre wurden 1.621 Erwachsene begleitet, um den Einfluss der täglichen Anwendung einer Breitband-Sonnenschutzcreme mit LSF 15+.
In diesem Protokoll wurden die Freiwilligen in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe trug täglich Sonnencreme auf, die andere nur nach eigenem Ermessen oder gar nicht. Am Studienende wies die erste Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe eine um 40 % verringerte Inzidenz von Plattenepithelkarzinomen auf. Der Schutz blieb nach Abschluss der Intervention bestehen. Acht Jahre nach Protokollende zeigte die erste Gruppe weiterhin eine um 40 % verringerte Inzidenz von Plattenepithelkarzinomen. Dies erklärt sich dadurch, dass mehr Teilnehmer dieser Gruppe die Sonnencreme selbst nach der Studie regelmäßig auftrugen.
Weit davon entfernt, das Hautkrebsrisiko zu erhöhen, ist die regelmäßige und konsequente Anwendung eines Sonnenschutzmittels ein wirksames Präventionsmittel.
Enthalten Sonnencremes krebserregende Inhaltsstoffe?
Wenn man die mögliche Toxizität oder das krebserregende Potenzial von Sonnenschutzmitteln diskutiert, ist der am häufigsten genannte Inhaltsstoff der Octocrylen, ein chemischer Filter, der hauptsächlich gegen UV-Strahlen wirkt. Neben Verdachtsmomenten auf Karzinogenität bestehen Bedenken wegen seiner Fähigkeit, eine Retro-Aldol-Reaktion in Benzophenon umzuwandeln. Diese Reaktion wird durch Wärme und Licht begünstigt und verläuft schrittweise während der Lagerung der Produkte, selbst bei Raumtemperatur.

Das so gebildete Benzophenon ist bedenklich, da es als krebserregender Verdachtsstoff (Kategorie 2 in Europa) und als potenzieller endokriner Disruptor eingestuft ist.
Studien haben die Anreicherung von Benzophenon in Produkten mit Octocrylen bestätigt. Eine chemische Analyse von 28 kosmetischen Produkten mit Octocrylen hat die Anwesenheit von Benzophenon in allen Produkten, häufig in Konzentrationen über 10 ppm (0,001 %). Zudem stiegen die Benzophenon-Konzentrationen im Zeitverlauf und mit steigender Temperatur signifikant an, was auf einen kontinuierlichen Abbau von Octocrylen in den kosmetischen Formulierungen hinweist.

Benzophenon wurde auf seine potenzielle Fähigkeit untersucht, die Tumorentwicklung zu beeinflussen. Eine Studie von 2008 zeigte, dass die Exposition menschlicher Lungenkrebszellen gegenüber niedrigen Benzophenon-Konzentrationen eine epithelial-mesenchymale Transition induzierte, einen Prozess, der den Zellen ein aggressiveres Verhalten verlieh, ihre Migration und Invasionsfähigkeit erleichterte und, letztlich, die Bildung von Metastasen. Bei Mäusen wiesen weitere Studien nach, dass Benzophenon-3 die Progression von Brusttumoren unterstützt: Eine erhöhte Zellproliferation und eine verringerte Apoptose der Tumorzellen wurden beobachtet. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Ergebnisse unter spezifischen Dosen und experimentellen Bedingungen erzielt wurden, die nicht den realistischen Hautexpositionen beim Menschen entsprechen.
Neben der Benzophenon und Octocrylen stehen weitere UV-Filter wegen ihres potenziellen krebserregenden Charakters im Fokus, insbesondere Ensulizol, Homosalat, Octinoxat und Octisalat. Die verfügbaren wissenschaftlichen Daten reichen jedoch nicht aus, um zu bestätigen, dass diese Filter krebserregend sind. Eine aktuelle Übersichtsarbeit untersuchte diese sechs Sonnenschutzmittel. Sie wertete die Daten mehrerer Dutzend Studien aus, die in vivo, in vitro und in silico durchgeführt wurden, und erstellte eine Bewertung der Expositionsspielräume, also des Unterschieds zwischen der Dosis, bei der ein toxischer Effekt beobachtet wird, und der vom Menschen aufgenommenen Dosis. Die Übersichtsarbeit kam zu dem Schluss, dass keiner dieser Filter genotoxisch ist und es keine Hinweise auf einen relevanten krebserregenden Wirkmechanismus für den Menschen gibt. Außerdem bleiben die gemessenen systemischen Expositionsniveaus beim Menschen unter den Konzentrationen, bei denen im Labor jegliche biologische Aktivität beobachtet wird.
Auch wenn weitere Studien nötig sind, um das krebserzeugende Potenzial von UV-Filtern zu bewerten, erlauben die aktuellen Daten nicht den Schluss, dass Sonnenschutzmittel krebserregend sind. Die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt zugunsten der täglichen Anwendung eines Sonnenschutzmittels zur Vorbeugung von Hautkrebs aus.
Entdecken Sie hier die Sonnenschutzprodukte von Typology, formuliert mit UV-Filtern die umfassend dokumentiert sind, sowohl bezüglich der Unbedenklichkeit für den Menschen als auch der Ökotoxikologie.
Kernaussagen im Überblick.
Sonnencremes sind wesentliche Instrumente zur Vorbeugung gegen Hautkrebs, als Ergänzung zu anderen Sonnenschutzmaßnahmen.
Bis heute, hat keine wissenschaftliche Studie gezeigt, dass Sonnenschutzcremes im Laufe der Zeit krebserregend werden.
Unter bestimmten Bedingungen kann in Sonnenschutzmitteln enthaltenes Octocrylen zu Benzophenon zerfallen, einer Verbindung, die als potenziell krebserregend gilt. Nicht alle Studien bestätigen dieses Risiko, und diejenigen, die es nahelegen, arbeiteten mit höheren Konzentrationen als in Sonnenschutzprodukten.
Aus Vorsorgegründen können Sie Sonnenschutzmittel wählen, die wissenschaftlich belegte UV-Filter enthalten und nicht umstritten sind.
Quellen
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