Hauptkonsultationsgrund beim Dermatologen ist Akne. Eine chronisch-entzündliche Erkrankung, häufig hormonell bedingt, die sich durch Entzündung der pilosebaceösen Follikel. Sie geht mit Pickeln im Gesicht, an Brust und/oder Rücken einher und ist meist mit fettiger Haut verbunden. Die psychische Belastung ist erheblich: Akne ist eine sichtbare Dermatosis, die zu vermindertem Selbstvertrauen und psychischem Leid führen kann. Biologisch wird die Akne durch drei Faktoren vermittelt: die Produktion von zu zähem Sebum (Dysseborrhö) oder zu hoher Sebummenge (Hyperseborrhö), die Poren verstopft, eine beschleunigte Zellneuerneuerung, die zur Ansammlung toter Hautzellen an der Oberfläche und zur Porenobstruktion führt, und die Vermehrung des Bakteriums Cutibacterium acnes, das sich vom Sebum ernährt und proinflammatorische Verbindungen absondert.
Trotz anders lautender Aussagen wird die Anwendung von reinem Rizinusöl bei Akne nicht empfohlen.
Obwohl sie nicht als komedogen gilt, ist die Rizinusöl ist ein pflanzliches Öl mit fetthaltiger Textur. Eine direkte Anwendung auf zu Akne neigenden Bereichen könnte den Hydrolipidfilm beschweren und die Ansammlung von Unreinheiten fördern. Möchten Sie ein reines Pflanzenöl trotz bestehender Hautunreinheiten verwenden, empfehlen wir ein leichtes Öl wie Jojobaöl oder Haselnussöl, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und nähren, ohne einen fettigen Film auf der Oberfläche zu hinterlassen.
Außerdem beruht der Glaube, dass Rizinusöl bei Akne hilfreich ist, auf seinen angenommenen antibakteriellen Eigenschaften. Eine aktuelle Studie untersuchte jedoch die hemmende Wirkung auf C. acnes und Staphylococcus epidermidis, einen weiteren Mikroorganismus, der gelegentlich mit Akne in Verbindung gebracht wird, von Rizinusöl, seinen Fettsäuren und deren oxidierten Formen. Dazu wurde die Scheibendiffusion angewandt. Dabei werden mit der zu prüfenden Substanz getränkte Scheiben auf eine mit Bakterien beimpfte Agarplatte gelegt. Nach der Inkubation misst man den Durchmesser der Hemmzone um die Scheiben, was Auskunft über die antibakterielle Wirksamkeit gibt. Die Ergebnisse der Studie sind in der folgenden Tabelle dargestellt und zeigen, dass reines Rizinusöl nicht gegen die für Akne verantwortlichen Bakterien wirksam ist.
Ergebnisse des antimikrobiellen Tests mit der Scheibendiffusionsmethode.
Quelle: HUDIYONO S. u. a. Emulgator und antimikrobielle Aktivität gegen Propionibacterium acnes und Staphylococcus epidermidis von oxidierten Fettsäureestern aus hydrolysiertem Rizinusöl. Materials Science and Engineering (2019).
Dennoch bedeutet das nicht, dass Rizinusöl bei Unreinheiten wirkungslos ist. Es kann sinnvoll sein, es in Formulierungen für akneanfällige Haut zu integrieren, da es in niedriger Konzentration, die globale Sensorik der Pflege zu verbessern. Eine 2023 veröffentlichte Studie bewertete mehrere auf Salicylsäure basierende Cremes, die zur Behandlung von Akne formuliert wurden. Diese enthielten Rizinusöl in einer Konzentration von 3% und zeichneten sich durch ihre gute Verteilbarkeit auf der Haut und ihr angenehmes sensorisches Profil aus. Außerdem trug Rizinusöl dank seines Fettsäuregehalts, insbesondere Ricinolsäure, zu den feuchtigkeitsspendenden und nährenden Eigenschaften der Creme bei. Es sei daran erinnert, dass nur weil Ihre Haut ist fettig oder zu Akne neigend, heißt das nicht, dass sie nicht mit Feuchtigkeit versorgt werden muss. Man muss lediglich eine passende Pflege auswählen.