Das Elastin ist ein Strukturprotein der extrazellulären Matrix der Dermis, wo es zusammen mit den Fasern aus Kollagen, ein dreidimensionales Netzwerk, das sowohl die Elastizität als auch die mechanische Festigkeit der Haut gewährleistet. Während Kollagen die Festigkeit und Struktur des Hautgewebes sicherstellt, ermöglicht Elastin ihre Dehnbarkeit und ihre Rückkehr in den Ausgangszustand nach einer Verformung. Diese beiden Proteine ergänzen sich somit. Allerdings nimmt mit dem Alter die Produktion von Kollagen und Elastin stark ab und die vorhandenen Fasern fragmentieren, was zu einer Hauterschlaffung und einem Elastizitätsverlust führt. Aus diesem Grund enthalten viele Hautpflegeprodukte heute Kollagen, Elastin, oder beides.
Nichtsdestoweniger sind bis heute Haarpflegepräparate, die Elastin enthalten, selten.
Marken, die elastinbasierte Haarpflegeprodukte formulieren, heben dessen Rolle bei der Geschmeidigkeit und Festigkeit der Haarfasern hervor, analog zu seiner biologischen Funktion in der Haut. Laut diesen Angaben trägt Elastin dazu bei, die Elastizität der Haarfasern zu erhalten und Haarbruch zu reduzieren, während es zugleich eine verbesserte Hydratation der Haare ermöglicht. Konkrete Belege für diese Behauptungen fehlen jedoch: Bis heute, keine wissenschaftliche Studie hat eine direkte Wirkung von Elastin auf die Struktur oder Qualität der Haare nachgewiesen. Die verfügbaren Daten beschränken sich im Wesentlichen auf Beobachtungen an Hautproben, ohne klinische Validierung im Haarbereich.
Man kann jedoch annehmen, dass Elastin für die Gesundheit der Kopfhaut von Interesse sein könnte, da diese eine Fortsetzung der Haut darstellt. In Anlehnung an seine kutanen Effekte könnte das Elastin und seine Peptide könnten dazu beitragen, die Hydratation dieses Bereichs aufrechtzuerhalten, da sie reich an polaren Aminosäuren sind, die Wasser zurückhalten können. Diese Moleküle bilden an der Oberfläche einen leichten Film, was den transepidermalen Wasserverlust reduziert und hilft, ein günstiges Umfeld für die optimale Funktion der Haarfollikel zu bewahren. In einer in vitro, Hautproben, die mit einer modifizierten Form von Elastin (Elastin-HAPA) behandelt wurden, wiesen einen durchschnittlichen Wassergehalt von 77,2 % im Vergleich zu 49,4 % ohne Anwendung auf, was seine Fähigkeit zur Stärkung der Wasserbarriere verdeutlicht.
Dieser Mechanismus könnte, sollte er sich auf der Kopfhaut bestätigen, dazu beitragen, trockene oder sensibilisierte Kopfhaut zu beruhigen und zu schützen.
Die Elastinpeptide weisen außerdem ein interessantes antioxidatives Potenzial und können freie Radikale neutralisieren, die, wenn sie der Haut schaden, auch der Kopfhaut schaden. Tatsächlich ist der oxidative Stress ein anerkannter Faktor für die Schwächung und vorzeitige Alterung der Haarfollikel. Er kann insbesondere den Haarausfall fördern, indem er in den Haarzwiebeln Entzündungsprozesse auslöst, und das Ergrauen beschleunigen, indem er die Aktivität der Tyrosinase, eines Enzyms, das an der Melanogenese.
Obwohl bislang keine Studie diese Effekte auf die Haarstruktur bestätigt hat, kann man vernünftigerweise vermuten, dass Elastin dazu beitragen könnte, die Kopfhaut vor oxidativem Stress zu schützen.
Um weiterführende Einblicke zu gewinnen: Spielt Elastin eine Rolle bei der Regeneration der Haarfollikel?
Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Elastin nicht nur eine strukturelle Stützfunktion übernimmt, sondern auch die Dynamik des Haarfollikels im Lebenszyklus des Haares beeinflussen könnte. Eine Studie aus dem Jahr 2022 beleuchtet einen wenig bekannten Aspekt der Follikelminiaturisierung, die bei der androgenetischen Alopezie, einer Form des Haarausfalls, die durch eine Verkürzung der Wachstumsphase (Anagenphase) und eine schrittweise Umwandlung terminaler Follikel in dünnere und weniger aktive Follikel gekennzeichnet ist. Bestehende Behandlungen wie Minoxidil oder Finasterid verlangsamen diesen Vorgang, schaffen es jedoch selten, die volle Funktion bereits miniaturisierter Follikel wiederherzustellen.
Die Autoren betrachten alte histologische Befunde neu, die eine Anhäufung elastischer Fasern um die Follikel beschrieben, die als Arao-Perkins-Körper bekannt sind. Diese Strukturen, die in kahlen Arealen vermehrt auftreten, könnten die Elastizität der Dermis beeinträchtigen und die Fähigkeit der Follikel zur Umgestaltung verringern. Genauer gesagt könnte eine anomale Anordnung von Elastin in der Kopfhaut die Rückführung miniaturisierter Follikel in einen normalen Zustand hemmen und so teilweise erklären, warum sich manche Formen der Alopezie nur schwer umkehren lassen.
Man kann dann folgende Hypothese formulieren: Das elastische Netzwerk der Dermis spielt nicht nur eine Rolle bei der mechanischen Widerstandsfähigkeit der Kopfhaut, sondern auch bei der Aufrechterhaltung des regenerativen Potenzials der Haarfollikel.
Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass daraus nicht geschlossen werden darf, eine topische Anwendung von Elastin auf der Kopfhaut könne Alopezie vorbeugen: Wir verfügen nach wie vor nicht über ausreichende wissenschaftliche Belege dafür. Die zuvor zitierte Studie eröffnet vor allem Perspektiven, um die Follikelbiologie besser zu verstehen und die Forschung auf neue Therapieansätze bei Alopezie auszurichten, die gezielt das Elastin der Dermis adressieren könnten.