Haare spielen eine zentrale Rolle beim Ausdruck unserer Identität. Manche bevorzugen sie kurz, andere wünschen sich nach einem Schnitt schnelles Wachstum. Aber lässt sich das Haarwachstum beschleunigen? Wir untersuchen, was die wissenschaftliche Literatur dazu sagt.

Ist es möglich, das Haarwachstum zu beschleunigen?
Wie funktioniert das Haarwachstum?
Bevor wir prüfen, ob sich das Haarwachstum beschleunigen lässt, müssen wir den Ablauf dieses Prozesses verstehen. Die Haarfaser wächst an der Wurzel in der Kopfhaut. Sie sitzt im Haarfollikel, einem im Dermis liegenden Organ, und bezieht Nährstoffe aus dem Blutkreislauf. In der Regel durchläuft jeder Haarfollikel zwischen 25 und 30 Zyklen im Verlauf seines Lebens. Sie können pro Tag 50 bis 100 Haare pro Tag, was normal ist. Jedes Haar hat einen eigenen, vordefinierten Lebenszyklus, der in drei Phasen unterteilt ist:
Die Anagenphase (Haarwachstum).
Die Katagenphase (verlangsamtes Wachstum).
Die Telogenphase (Haarausfall).
Kann man das Haarwachstum beschleunigen?
Die Haarwachstumsrate wird zum großen Teil durch genetische, hormonelle und metabolische Faktoren bestimmt.
Allerdings können bestimmte Moleküle und Umweltbedingungen diesen Rhythmus teilweise modulieren, indem sie die Wachstumsphase – also die anagene Phase – verlängern oder die Zellaktivität im Follikel anregen. Diese Effekte sind moderat, aber wissenschaftlich belegt. Mehrere Wirkstoffe wurden als förderlich für das Haarwachstum identifiziert. Zu den bioaktiven Peptiden zählt das Acetyl-Tetrapeptid-3 und Myristoyl-Pentapeptid-4 haben eine interessante Aktivität gezeigt in vitro. Sobald sie in Nanoliposomen eingeschlossen sind, verbessert sich ihre transkutane Penetration. Dies ermöglicht eine direkte Wirkung auf Zielzellen. Eine aktuelle Studie zeigte, dass diese Nanokomplexe die Proliferation von Keratinozyten und Dermapapillenzellen fördern und gleichzeitig die Produktion von vaskulärem endothelalem Wachstumsfaktor (VEGF), Typ-III-Kollagen und Fibroblasten-Wachstumsfaktor (bFGF) erhöhen. Diese Faktoren unterstützen die Vaskularisation und Regeneration der Follikel.
Weniger technologieintensiv, aber ebenso gründlich untersucht, ist die Koffein hat in Zellkulturen wachstumsfördernde Effekte auf Haarfollikel gezeigt. Eine aktuelle Studie zeigte, dass Koffein bei 20 ppm über fünf Tage eine mittlere Follikelverlängerung um 1,16 mm bewirkt, ein Wert, der dem von Minoxidil (1,19 mm) nahekommt und deutlich über dem der Kontrollgruppe (0,84 mm) liegt. Zudem ermöglichte eine tägliche topische Anwendung (0,5 %) eine signifikante Zunahme der Haardichte nach 24 Wochen bei 40 Teilnehmern mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 4,85 % im Vergleich zu einem nicht signifikanten Verlust von 1,5 % in der Placebogruppe. Diese Effekte lassen sich durch verschiedene Mechanismen erklären, darunter die Fähigkeit von Koffein, die Expression von IGF-1 (einem Promoter des Haarwachstums in den Follikeln) zu erhöhen und die Expression von TGF-β2 (einem Regulator, der das Haarwachstum hemmt) zu verringern.

Einige Pflanzen, wie Malva verticillata, Carthamus tinctorius oder Sophora flavescens, zeigten relevante Effekte auf den Wnt/β-Catenin-Signalweg, das insulinähnliche Hormon IGF-1 und VEGF, Signalwege, die direkt an der Anagenphase beteiligt sind. Diese Pflanzenextrakte scheinen die Proliferation von Keratinozyten zu fördern und catagene Faktoren wie den transformierenden Wachstumsfaktor Beta-1 (TGF-β1) zu hemmen. Ihre tatsächliche Wirksamkeit muss noch bestätigt werden, da verfügbare Studien meist kleine Stichproben und keine Vergleichskontrollen umfassen.
Bei Fällen von Alopezie oder Haarausfall bei stärker ausgeprägtem Haarausfall sind medizinisch-ästhetische Ansätze wie PRP (plättchenreiches Plasma) möglich. Diese Methode beruht auf der Injektion eines aus dem Blut des Patienten gewonnenen Plättchenkonzentrats in die Kopfhaut. Nach einer Blutentnahme wird das Blut zentrifugiert, um das Plasma mit hoher Plättchendichte zu isolieren, das reich an Wachstumsfaktoren ist. Diese bioaktiven Moleküle, wie VEGF oder IGF-1, werden in die Haarfollikel injiziert. Der Wirkmechanismus beruht auf der Fähigkeit dieser Faktoren, die Stammzellen der Haarzwiebel zu reaktivieren und die Zellen der dermalen Papille, wodurch die Anagenphase verlängert wird, während die lokale Durchblutung gestärkt und die Apoptose der Follikelzellen begrenzt wird, was ein förderliches Umfeld für das Haarwachstum schafft.
In gewissem Umfang lässt sich das Haarwachstum anregen. Keine Methode kann jedoch die Wachstumsrate über genetische Grenzen hinaus beschleunigen, aber einige Verfahren können die Wachstumsphase verlängern, die Haardichte erhöhen oder den Haarausfall verzögern.
Remarque : Die oben genannten Methoden zur Förderung des Haarwuchses sind nicht vollständig. Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle beim Haarwachstum. Studien zeigen, dass eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen (A, D, E, B-Vitaminen wie Biotin), an Mineralstoffen (Zink, Eisen, Selen), an Omega-3-Fettsäuren aus fettem Fisch, an Antioxidantien aus farbigem Obst und Gemüse sowie an Proteinen, zu gesundem Haarwachstum beiträgt.
Quellen
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WANG L. & al. Enhancing hair growth through phytochemicals: mechanisms, supporting evidence, and future directions. Journal of Pharmacy and Pharmacology (2025).
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