Keratine ist ein Grundpfeiler der Haar- und Fellintegrität, daher verwundert es nicht, dass sie in der Kosmetik so häufig eingesetzt wird. Dieser Wirkstoff stammt jedoch aus tierischen Quellen (man findet ihn beispielsweise in Federn, Wolle oder Hufen), was für manche Menschen ein Hindernis darstellen kann. Um dieses Problem zu lösen, wurde die Phytokeratin entwickelt. Es handelt sich um eine natürliche Alternative, die durch Hydrolyse pflanzlicher Proteine, wie Weizen oder Mandel, die eine Aminosäurestruktur aufweist, die der tierischen Keratinstruktur sehr nahekommt. Durch Biomimikry könnte pflanzliches Keratin die Effekte tierischen Keratins reproduzieren.
Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass Phytokeratin ein relativ neuartiger Wirkstoff im Kosmetikbereich ist. Bis heute hat keine klinische Studie seine direkten Effekte auf die Haarfaser oder auf Wimpern- und Augenbrauenhaare untersucht. Allerdings deutet seine biochemische Analogie zum tierischen Keratin darauf hin, dass es ähnliche Vorteile bieten könnte und insbesondere Wimpern, Augenbrauen und Haare mit Feuchtigkeit versorgen. Tatsächlich enthält Phytokeratin mehrere hydrophile Aminosäuren, darunter Glutamin, Serin und Threonin, die sich an der Oberfläche der Haar-, Wimpern- oder Augenbrauenfasern anlagern und einen Schutzfilm bilden können. Besser geschützt brechen die Fasern weniger leicht.
Neben seinen feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften könnte Phytokeratin einen umfassenderen Schutz bieten, insbesondere gegenüber Umwelteinflüssen wie UV-Strahlen. Obwohl bisher keine Studie diese Wirkung für Phytokeratin bewertet hat, lassen die Ergebnisse einer hydrolysierten Form von tierischem Keratin gewisse Hypothesen zu. Eine aktuelle Studie hat die photoprotektiven Effekte von hydrolysiertem Keratin auf die Haarfaser aufgezeigt. Forscher setzten Haarsträhnen einer kontinuierlichen Bestrahlung aus, die eine beschleunigte sonnenbedingte Alterung simuliert, nachdem sie diese zuvor mit einer Lösung mit hydrolysiertem Keratin behandelt oder unbehandelt gelassen hatten. Die unbehandelten Haare zeigten einen signifikanten Verlust ihrer mechanischen Widerstandsfähigkeit (−14,32 % Zugfestigkeit), während die mit hydrolysiertem Keratin behandelten nicht nur vor dieser Schädigung geschützt waren, sondern auch ihre Steifigkeit um 21,66 % nach der Exposition zunahm. Obwohl sich Phytokeratin von tierischem Keratin unterscheidet, besteht es ebenfalls aus kurzen Aminosäureketten, die durch einen Hydrolyseprozess gewonnen werden: Daher könnte es eine vergleichbare Wirkung haben.
Das Phytokeratin könnte an der Oberfläche der Fasern einen schützenden Film bilden, der einen Teil der UV-Strahlung absorbiert und sich dabei zersetzt, um Peptidfragmente freizusetzen, die in die Faser eindringen und ihre innere Struktur stärken.