Ist es besser, trockenes oder nasses Haar zu entwirren?

Soll man auf trockenem oder nassem Haar entwirren?

Das Entwirren der Haare gehört zu den täglichen Pflegeschritten, doch entscheidend ist, wann und wie es erfolgt, um Haarbruch zu vermeiden. Trocken oder nass: Welche Methode begrenzt Haarbruch und bewahrt die Haarstruktur? Untersuchen wir gemeinsam diese heikle Frage.

Veröffentlicht am 11. Juni 2025, von Pauline, Chemieingenieurin — 6 Minuten Lesezeit

Was sind die Vorteile und Nachteile des Entwirrens von nassem Haar?

Das Entwirren nasser Haare nach dem Duschen ist üblich und praktisch. Wasser erleichtert das Gleiten der Bürste, Knoten lösen sich schneller und das Haar wirkt formbarer. Nach einer Spülung erscheint das Entwirren unkompliziert. In Wirklichkeit ist das Bürsten nasser Haare jedoch nicht so vorteilhaft, da Feuchtigkeit macht die Haarfaser zerbrechlicher. Denn wenn ein Haar nass ist, nimmt es Wasser auf, was zu einer Quellung der Haarfaser führt. Dieser Vorgang hebt die Schuppen der Cuticula leicht an und setzt die inneren Schichten des Haares frei. Gleichzeitig werden die Wasserstoffbrückenbindungen, die die Keratinstränge im Cortex stabilisieren, gestört, was die gesamte Struktur schwächt. Ein zu kräftiges Bürsten oder grobe Reibung an nassem Haar kann daher schnell zu Haarbruch führen.

Dennoch kann das Entwirren von nassem Haar trotz dieser Fragilität interessant für Menschen mit sehr strukturiertem oder krausem Haar sein. Diese Haarstruktur weist aufgrund der engen Spiralform eine erhöhte Anfälligkeit auf und lässt sich im feuchten Zustand leichter entwirren. Wasser reduziert die Reibung zwischen den Fasern und erleichtert das Durchgleiten des Kamms. Studien zeigen, dass krauses Haar im nassen Zustand eine höhere Zugfestigkeit aufweist als im trockenen. Im trockenen Zustand ist das Kämmen schwierig. Die Haare widersetzen sich der Wirkung von Bürste oder Kamm. Das führt zu starkem Haarbruch.

Vorteile	Nachteile
Die Haare sind geschmeidiger, was das Durchkämmen mit Kamm oder Bürste erleichtert.	Die Faser ist anfälliger, da die Schuppen der Cuticula durch Wasser leicht angehoben werden.
Das Entwirren ist einfacher, wenn vorher eine Spülung angewendet wurde.	Die mechanische Gesamtfestigkeit nimmt ab. Das Haar wird bruchanfälliger.

Vorteile und Nachteile des Entwirrens nasser Haare.

Entwirrung von trockenem Haar: Vor- und Nachteile.

Trockene Haare bieten den Vorteil, dass ihre keratinisierte Struktur intakt bleibt. Im Gegensatz zu nassem Haar bleiben die Schuppen der Kutikula geschlossen und die Wasserstoffbrücken zwischen den Keratinketten nicht beeinträchtigt. Diese Stabilität verleiht eine bessere Zugfestigkeit bei trockenem Haar : um ein trockenes Haar zu brechen, muss eine höhere Kraft aufgewendet werden als bei nassem Haar. Konkret bedeutet dies, dass eine trockene Haarfaser bei moderater Zugbeanspruchung, etwa beim Bürsten, einem höheren Widerstand entgegenwirkt und so Haarbruch reduziert, vorausgesetzt das Entwirren erfolgt schonend. Ein zu kräftiges Bürsten kann weiterhin Bruch verursachen, die Schäden sind jedoch geringer als bei bereits durch Wasser geschwächten Fasern.

Bei glattem oder leicht welligem Haar verläuft das Entwirren im Trockenzustand ohne Schwierigkeiten. Die glatte Haaroberfläche reduziert Knotbildung und mindert die Reibung zwischen den Fasern. Bei stark gelocktem oder krausem Haar verhält es sich anders: Hier treten festere Knoten auf. Die zum Entwirren erforderliche Kraft ist dann höher und kann das Haar schwächen oder brechen.

Vorteile	Nachteile
Die Haarfaser ist mechanisch widerstandsfähiger.	Das Entwirren kann zu vermehrtem Haarbruch führen, wenn Knoten eng sitzen und kein Entwirrungsprodukt verwendet wird.
Die natürliche Haarstruktur lässt sich leichter bewahren.	Das Entwirren ist bei dickem oder sehr strukturiertem Haar häufig schwieriger und schmerzhafter.
/	Reibung kann statische Elektrizität erzeugen oder Frizz verstärken.

Vor- und Nachteile des Entwirrens von trockenem Haar.

Entwirrung von trockenem oder feuchtem Haar: Welche Methode wählen?

Die Entscheidung, Haare trocken oder nass zu entwirren, ist nicht allgemeingültig: Sie hängt vom Haartyp ab.

Für glattes bis leicht gewelltes Haar empfiehlt sich das Entwirren im trockenen Zustand. So lässt sich Haarbruch vermeiden, da die Haarkutikula in diesem Zustand mechanisch widerstandsfähiger ist. Ein sanftes Bürsten mit einer weichen Bürste oder einem grobzinkigen Kamm löst Knoten und schützt die Haarstruktur. Bei sehr lockigem oder krausem Haar empfiehlt sich hingegen das Entwirren im feuchten Zustand, da dieser Haartyp von Natur aus fragiler ist und stärker auf wiederholte Zugkräfte reagiert.

Tipps Ob trocken oder nass, beginnen Sie an den Spitzen und arbeiten bis zu den Wurzeln vor, um Knoten nicht zu verschlimmern. Achten Sie darauf, Ihr Haar vor dem Kämmen nicht mit einem Handtuch zu reiben, wenn es nass ist, und tragen Sie nach jeder Wäsche eine Pflegespülung auf. Diese Behandlung erleichtert das Entwirren, schützt die Haarstruktur und versorgt die Längen mit Feuchtigkeit.