Den biologischen Zeitgeber der Eierstöcke verlangsamen... Ist das möglich? Diese Frage wirft derzeit Rapamycin, auch bekannt als Sirolimus, auf. Dieses Molekül, das erstmals 1975 aus dem fadenförmigen Bakterium Streptomyces hygroscopicus, wurde zunächst nach Organtransplantationen als Immunsuppressivum eingesetzt, bevor seine Wirkungen auf die Langlebigkeit. Studien haben gezeigt, dass Rapamycin die Lebensdauer von Mäusen um 10 bis 15 % verlängern kann. Eine Studie aus dem Jahr 2023 prüfte die Unbedenklichkeit bei 333 Personen, die wöchentlich niedrige Dosen zwischen 1 und 15 mg einnahmen. Es traten wenige Nebenwirkungen auf, darunter ein erhöhtes Risiko für bakterielle Infektionen. Patienten berichteten von einer Besserung verschiedener Beschwerden, von Gelenkentzündungen über Stimmungsschwankungen bis hin zu Long Covid. Da die Studie auf Selbstauskünften ohne medizinische Begutachtung beruhte, reicht sie weder als Nachweis für die Wirksamkeit noch für die Ungefährlichkeit von Rapamycin aus. Sie legt jedoch nahe, die Forschung zur Wirkung dieses Moleküls auf die Zellalterung weiterzuführen.
Rapamycin könnte auch dazu beitragen die Ovarfunktion zu erhalten.
Rapamycin hemmt das Protein mTOR (mechanistic target of rapamycin), ein Enzym, das zahlreiche Zellstoffwechselwege reguliert. Aktiviertes mTOR fördert die Proliferation und Aktivität der Zellen. Seine Hemmung durch Rapamycin verlangsamt diese Prozesse. Dies versetzt die Zellen in eine Ruhephase, was ihre Lebensdauer verlängern kann. In den Eierstöcken spielt der mTOR-Signalweg eine Schlüsselrolle in der Aktivierung der primordialen Follikel, den Strukturen, die noch unreife Oozyten enthalten. Ein Teil dieser Follikel aktiviert sich im Laufe der Zeit, reift heran und degeneriert, wenn er nicht zur Ovulation führt. Dieses Phänomen wiederholt sich jeden Monat und beschleunigt die Erschöpfung des ovariellen Follikelvorrats.
Eine doppelblinde klinische Studie bewertet die Wirkung von Rapamycin. Die Behandlung besteht aus einer wöchentlichen oralen Einnahme von 5 mg über 12 Wochen im Vergleich zu Placebo. 50 Frauen im Alter von 35 bis 45 Jahren nehmen teil. Ziel ist, die Aktivierung der Urfollikel durch Hemmung des mTOR-Signalwegs zu verlangsamen und so die Eizellreserve zu erhalten sowie den Menopausebeginn zu verzögern. Erste Ergebnisse zeigen, dass Rapamycin die Alterung der Ovarien um 20 % verlangsamt. Die Substanz reduziert die monatliche Zahl der freigesetzten Eizellen von 50 auf 15.
Diese ersten Ergebnisse sind ermutigend, sollten jedoch mit Vorsicht betrachtet werden: Die klinische Studie läuft noch und wird erst im September 2026 abgeschlossen sein.
Es wird notwendig sein, die endgültigen Daten abzuwarten, um zu bestätigen, ob Rapamycin in niedriger Dosierung über einen kurzen Zeitraum die Aktivierung prämordialer Follikel bremsen kann, ohne erhebliche unerwünschte Wirkungen zu verursachen. Sollten die endgültigen Daten die vorläufigen Beobachtungen bestätigen, könnten die Auswirkungen erheblich sein: Rapamycin könnte dazu beitragen, die Erschöpfung des Follikelvorrats zu verlangsamen und die weibliche Fruchtbarkeit zu verlängern.
Es ist wichtig festzustellen, dass Rapamycin die Östrogensekretion nicht direkt beeinflusst. Sein Nutzen liegt in der Fähigkeit, die Ovarialfollikel zu erhalten, und damit ihre vorzeitige Aktivierung zu verzögern. Fruchtbarkeit und Regelmäßigkeit des Menstruationszyklus hängen nicht nur von vorhandenen Follikeln ab, sondern auch von der zyklischen Produktion von Östrogen und Progesteron. Wenn Rapamycin Follikel erhält, die endokrin inaktiv bleiben, wäre sein Einfluss auf die Fruchtbarkeit begrenzt. Die endgültigen Ergebnisse der Studie werden zeigen, ob die Erhaltung des Follikelvorrats mit dem Erhalt der hormonellen Ovarfunktion einhergeht. Fehlt dieser Nachweis, wäre der klinische Nutzen von Rapamycin zur Verlängerung der Fruchtbarkeit oder Verzögerung der Menopause zu relativieren