Talg wird oft für Schuppen verantwortlich gemacht. Dieser Lipidfilm, der von den Talgdrüsen, hat jedoch eine essentielle Schutzfunktion : er schmiert die Kopfhaut, bewahrt ihre Feuchtigkeit und bildet eine natürliche Barriere gegen äußere Einflüsse. Doch wie so oft in der Biologie ist das Gleichgewicht entscheidend: zu wenig Talg schwächt die Haut, zu viel Talg verändert das Hautökosystem.
Die bereits zitierte Studie von ZHANG untersuchte ebenfalls den Zusammenhang zwischen Sebum und Schuppen. Die Forschenden stellten fest, dass die Sebumproduktion mit dem Alter variiert: Sie ist zwischen 20 und 39 Jahren am höchsten und nimmt nach dem 40. Lebensjahr tendenziell ab. Auf den ersten Blick könnte man daher erwarten, dass Jüngere stärker von Schuppen betroffen sind. Tatsächlich ist es jedoch umgekehrt: Ältere Erwachsene zeigen häufig mehr Schuppen, obwohl ihre Sebumproduktion geringer ist. Dieses Paradoxon verdeutlicht, dass Sebum allein nicht der direkte Verursacher ist, sondern in Wechselwirkung mit dem Mikrobiom und der Hautbarriere wirkt.
Die Wirkung, die das Sebum hängt in erster Linie von seiner Zusammensetzung ab. Reich an Triglyceriden und Wachsestern stellt es eine wahre Nährstoffquelle für lipophile Mikroorganismen dar, insbesondere für Hefen der Gattung Malassezia. Diese verfügen über Lipasen, die Triglyceride des Sebums hydrolysieren und freie Fettsäuren freisetzen können. Unter ihnen sind bestimmte ungesättigte Fettsäuren bekannt dafür, irritierend zu sein: sie beeinträchtigen den Zusammenhalt der Korneozyten in der Hornschicht und erhöhen die Durchlässigkeit der Hautbarriere. Infolgedessen wird die Haut geschwächt, es entsteht eine lokale Entzündung und die Schuppung nimmt zu.
Talg beeinflusst auch die bakterielle Besiedlung der Kopfhaut. Zum Beispiel Cutibacterium nutzt bestimmte Lipide als Energielieferanten. Sein Vorkommen, vorteilhaft unter ausgeglichenen Bedingungen, ist mit der Produktion organischer Säuren und antimikrobieller Substanzen verbunden, die das Wachstum konkurrierender Bakterien wie Staphylococcus. Ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung des Talgs kann daher bestimmte Bakterienpopulationen zugunsten anderer benachteiligen und trägt damit indirekt zur Entstehung von Schuppen bei.
Schließlich wirkt das Sebum über seine Zusammensetzung hinaus auch indem es den transepidermalen Wasserverlust moduliert. Tatsächlich kann ein Mangel oder eine mangelhafte Qualität des Sebums den Wasserverlust durch die Epidermis verstärken und die Hautbarriere weiter schwächen. Die Studie zeigt, dass die Kopfhautbereiche mit hohem transepidermalem Wasserverlust zugleich jene sind, in denen die Schuppenbildung am stärksten ausgeprägt ist.
Sebum sollte nicht als isolierter Faktor betrachtet werden, sondern als Modulator des Gleichgewichts der Kopfhaut.